Was schützt eigentlich der Datenschutz?
01.10, 15:45–16:25 (Europe/Berlin), BASH
Sprache: Deutsch

Warum wir im Digitalisierungsdiskurs aufhören müssen über individuelle Privatheit zu sprechen, sondern über gesellschaftlichen Machtasymmetrien


Beim Datenschutz geht es mitnichten um Privatsphäre, um das eigene Schlafzimmer oder um das Teilen privater Daten bei Facebook. Es geht gleichermaßen um den Erhalt einer demokratischen Gesellschaftsordnung wie um den Erhalt individueller Handlungsalternativen im digitalen Zeitalter. Wir dürfen also nicht so sehr über Einzelpersonen und ihre höchst subjektiven Privatheitswünsche sprechen, sondern viel mehr von Machtasymmetrien, Durchsetzungsmacht, sowie „starken“ und „schwachen“ Akteuren – etwa Tech-Monopolen.

Erst mit diesem strukturellen Blick können wir politischen Nebelkerzen wie "Selbst-Datenschutz", "Dateneigentum", "individuelle Datensouveränität" oder etwa "Algorithmen-Ethik" etwas entgegensetzen, die zunehmend als Lösung für das Problem der Verdatung der Gesellschaft angeboten werden. Wir müssen uns strukturell und auch theoretisch mit dem Problem der Informationsmacht großer Organisationen (Behörden, Firmen) beschäftigen, wenn wir einer grundrechtsorientierten digitalen Gesellschaft leben wollen. Denn Datenreichtumsbefürworter- und DatenschutzverächterInnen, die derartige Probleme wie so oft dem Individuum aufbürden wollen, haben nämlich keinen theoretischen Unterbau.

Dieser Grundlagen-Talk vermittelt passioniert das Rüstzeug und die nötigen Grundlagen, um tatsächlich sinnvolle Datenschutzbebatten über eine nachhaltige und faire digitale Gesellschaft zu führen.