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Künstliche Intelligenz stoppt den Klimawandel – oder etwa nicht?
2022-10-02 , AHORN
Language: Deutsch

Die Menschheit steuert auf eine Klimakatastrophe zu, die für Milliarden Menschen eine weitere Verelendung bedeuten wird. Die bisherigen Gegenmaßnahmen der Politik reichen nicht aus, um die Katastrophe aufzuhalten. Kann ein technologischer Schub die Rettung bringen? Kann der von der Künstlichen Intelligenz kommen? Eine kritische Sicht auf Stand und Potenzial der Wissenschaft spricht dagegen.


Um eine lebenswerte Welt für die gesamte Menschheit zu erreichen und auf Dauer zu bewahren, bedarf es einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise im globalen Maßstab. Die Realität deutet eher in die entgegengesetzte Richtung. Der Erdüberlastungstag eines Jahres liegt in dessen Mitte. Der weitgehend ungebremste CO2-Ausstoß und die damit verbundene Erderwärmung wird zu Trockenperioden, Überschwemmungen, Fluchtbewegungen und Kämpfe um Nahrung und Wasser ungeahnten Ausmaßes mit Milliarden Leidtragenden führen. Die bisher von der Weltgemeinschaft vereinbarten Gegenmaßnahmen reichen bei weitem nicht, zumal sie vielfach aus leeren Versprechen bestehen. Können Digitalisierung und speziell Künstliche Intelligenz (KI) die Rettung bringen? Weltweit wird KI von Politik und Wirtschaft für die Technologie gehalten, die zukünftige Wertschöpfung garantiert. Aber trotz einiger bemerkenswerter Erfolge der KI in den letzten 20 Jahren, scheinen allzu hoch gesteckte Erwartungen verfehlt:
1. KI ist keine homogene Technologie, sondern eher ein Gemischtwarenladen vieler Methoden und Konzepte.
2. Signifikante Anwendungen der KI sind extrem aufwändig.
3. KI-Systeme sind oft undurchschaubar und schwer zu beherrschen, ihr Einsatz ist oft riskant.
Noch entscheidender aber ist, dass die Nutzung von Technologie vom heute herrschenden System bestimmt wird, also von der Ausbeutung von Natur und Mensch, von Profitgier, vom Machtstreben der Mächtigen, von der sozialen Überwachung im Kleinen und im Großen.
Erst ein Umdenken und ein Umlenken in der Gesellschaft kann daran etwas ändern und dazu führen, dass Technologien wie die KI ausschließlich zum Wohle der Menschheit genutzt werden.

Bild: CC BY Mike MacKenzie

Hans-Jörg Kreowski ist Professor (i.R.) für Theoretische Informatik an der Universität Bremen. Er interessiert sich insbesondere für Informatik und Gesellschaft und ist Mitglied im Vorstand des FIfF.

Ao.Univ.Prof.i.R., TU Wien. Director, The Institute for a Global Sustainable Information Society (https://gsis.at/).