2022-10-01 –, guave
Language: Deutsch
Frankfurt ist mit 70 Rechenzentren weltweit Daten-Hub No 1. Sie versiegeln eine Fläche halb so groß ist wie die Innenstadt, ihre Abwärme erhitzt die Stadt. Bis 2025 werden im Rhein-Main-Gebiet hierfür 1,2 GW benötigt. Milliarden Euro werden investiert. Die Nachbarschaftsinitiative „Wir Wohnen Hier“ sucht den Dialog mit Politik und Betreibern und versucht, den Ausverkauf des Quartier zu verhindern.
Die Nachbarn der Rechenzentren in Frankfurt sind keine Gegner von IT und Digitalisierung, stellen aber kritische Fragen zur Raumplanung, Schallschutz, Lichtverschmutzung und Nachhaltigkeit durch die Massierung zahlreicher großer „Klötze“ in so genannten „Clustern“. Im Rhein-Main-Gebiet schießen Rechenzentren wie Pilze aus dem Boden. Der von ihnen benötige Strom verdoppelt sich in wenigen Jahren. Rechenzentren verdrängen Gewerbetreibende und rücken an Wohngebiete und Grüngürtel heran. Anwohner organisieren sich in Bürgerinitiativen, die Kommunalpolitik will den Bau neuer Rechenzentren reglementieren. Als 2018 der erste Hyperscaler in Frankfurt entstanden, wandten sich Anwohner mit Unterschriftenlisten und Fachfragen an Kreis, RP und Land. Da von der Politik kaum Druck auf die Betreiber ausgeübt wurde, ihre Planungen an den Stadtraum anzupassen, gründete sich eine „Bürgerinitiative für gesundes Wohnen und nachhaltiges Gewerbe“. Seither sind Anzahl, Aussehen und Standorte neuer Rechenzentren ein ständiges Thema. BUND Hessen und die Lokale Agenda 21 Offenbach haben einen klaren Forderungskatalog für mehr Nachhaltigkeit aufgestellt. Die Frankfurter Grünen forderten einen Masterplan, verbindliche Abwärmenutzung und Abstandsflächen mit Bäumen zur Wohnbebauung.
In Frankfurt besitzen einige Gewerbegebiete keine Bebauungspläne, hier konzentrieren sich ca. 70 Rechenzentren in „Clustern“. In der Peripherie finden sie keine Wärmeabnehmer wie Wohngebiete, Schwimmbäder oder Gärtnereien. Die Initiativen setzen sich für wirklich nachhaltigen Betrieb der Rechenzentren mit effizienter Nutzung von Ökostrom aus der Region, sauberer Notstromversorgung und weitgehender Nutzung der Abwärme ein.
Ingo Stürmer ist einer der Initiatoren der BI "Wir Wohnen Hier - Bürgerinitiative für gesundes Wohnen und nachhaltiges Gewerbe" aus Seckbach/Frankfurt.