Feministisch-ökologische Zeit und Digitalisierung
01.10, 13:00–13:40 (Europe/Berlin), birne
Sprache: Deutsch

Zeit ist (geschlechter-)ungleich verteilt und es gilt die Gleichung: Zeit ist Geld. Digitale Lösungen versprechen, denen, die zu wenig Zeit haben, technische Abhilfe. Jederzeit und von überall. Für reproduktive Tätigkeiten, für die Sorgearbeit, kann dieses Versprechen nicht eingelöst werden. Welche Rahmenbedingungen braucht eine feministisch-ökologische Zeitökonomie in Zeiten der Digitalisierung?


Diese Diskussionsrunde möchte die Notwendigkeit, Geschlechter- und Klimagerechtigkeit zusammenzudenken in Erinnerung rufen - auch und insbesondere dann, wenn die zukunftsfähigen Potenziale der Digitalisierung diskutiert werden. Der Dritte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung "Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten" (2021) geht auf den Aspekt der Verwirklichungschancen ein: Wer hat die Möglichkeit unter welchen Bedingungen von der Digitalisierung zu profitieren und diese (demokratisch) mitzugestalten? Eine soziotechnische Perspektive einnehmend, ist die Gestaltung der Digitalisierung unweigerlich auch mit Fragen der Geschlechtergerechtigkeit verbunden. Wer kann an der sozial-ökologische Transformation teilhaben und für eigene, in Zeiten der technikaffinen Effizienzsteigerungsparadigmatik, marginalisierte (sorgende/reproduktive) Perspektiven eintreten? Das (entkörperlichte/entgrenzte) Ubiquitätsversprechen kann sich für die (Sorge-)Arbeit, die räumlich anwesenden Menschen braucht, nicht einlösen. Auch die fürsorgliche Praxis mit der ökologischen Um-/Mitwelt kann dem Ideal einer raumzeitunabhängigen, digitalisierten Gesellschaft nicht entsprechen und bleibt widerständig. Zusammen mit den Teilnehmenden soll diskutiert werden, welche Bedarfe und Rahmenbedingungen eine feministisch-ökologische Zeitökonomie im Kontext der Digitalisierung berücksichtigen und beinhalten muss, um die sozial-ökologische Transformation nicht nur klima-, sondern eben auch geschlechtergerecht zu gestalten. Nach einem Impuls soll Raum für gemeinsame Diskussion und Austausch sein.

Ich bin Sozialwissenschaftlerin und arbeite am Harriet Taylor Mill-Institut für Ökonomie und Geschlechterforschung. Mein Forschungsinteresse liegt im Bereich feministisch-ökologische Ökonomie.