01.10.2022 –, erdbeer
Sprache: Deutsch
Rechenzentren werden immer größer und effizienter, ihre Leistung immer stärker. Doch wie steht es um ihre absoluten Energieverbräuche? In diesem Workshop zeigen wir anhand konkreter Praxisbeispiele, warum Energieeffizienz allein nicht ausreicht, um die Digitalbranche „Paris-kompatibel“ zu machen. Gemeinsam mit Ihnen wollen wir Lösungsansätze erarbeiten, wie sich Rebound-Effekte vermeiden lassen.
Digitalisierung geht mit enormen Energieverbräuchen einher, das ist bekannt. Einige Hoffnung wird auf Effizienzstrategien gesetzt, also beispielsweise auf effizientere Rechenzentren. Doch zeigt sich an verschiedenen Beispielen aus der Praxis, dass die Energieeffizienz von Rechenzentren durch eine gleichzeitig steigende Nutzung der vorhandenen Rechenleistung durch die Anwender:innen aufgefressen wird: Modelle, Simulationen und Berechnungen werden – in nahezu jeder Disziplin – immer komplexer und kleinteiliger. Diese Prozesse, bspw. die Simulation von Klimaszenarien oder die x-te Berechnung des „Schwarzen Lochs“, benötigen enorm viel Energie und Rechenleistung. Aber auch private Anwender:innen tragen durch Streaming, Videos , Internetkommunikation zum Verbrauchsanstieg bei. Man spricht vom „Rebound-Effekt“, wenn es im Nachgang zu Energieeffizienzgewinnen zu neuen Verbräuchen kommt, so dass Energieverbräuche nicht im erwarteten Maße reduziert werden oder sogar mehr Energie verbraucht wird, als vor der Effizienzsteigerung. Auslöser sind Anpassungen im Nachgang zur Effizienzsteigerung in Form eines veränderten Nutzungsverhalten der Anwender:innen oder bzw. einer Ausweitung der RZ-Leistung von Unternehmen. Unser Workshop veranschaulicht an greifbaren Beispielen aus der IT-Branche, inwiefern dies vor dem Hintergrund und gemeinsamen Ziel des Ressourcen- und Klimaschutzes problematisch ist. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir Lösungsansätze diskutieren, die allen privaten und gewerblichen Anwender:innen und auch der Politik Orientierung liefern können, wie sich dieser Effekt – durch bewusstes Verhalten oder politische Steuerung – mindern lässt.
Moderation: Carl-Otto Gensch (Öko-Institut), Dr. Christian Lautermann (IÖW)
Input-Geber*innen: Franziska Wolff (Öko-Institut), Dr. Dieter Thiel (Data Center Group)
Franziska Wolff leitet den Bereich "Umweltrecht & Governance" am Öko-Institut. Die Politikwissenschaftlerin und Volkswirtin arbeitet seit langem zu Fragen von nachhaltiger Produktion und nachhaltigen Konsums. Unter anderem koordiniert sie das vom BMBF geförderte Forschungsvorhaben "Ganzheitliches Management von Energie- und Ressourceneffizienz in Unternehmen" (MERU).
Dr. Dieter Thiel ist seit dem März 2018 Senior Consultant bei der Data Center Group. Der promovierte Maschinenbauingenieur und Sachverständige bringt hier seine langjährige Expertise aus der Technischen Gebäude-Ausrüstung (TGA) und dem Energiedesign ein. Sein Aufgabengebiet erstreckt sich auf die Standortanalyse, Risikobewertung und Konzeption von neuen Rechenzentren gemäß DIN EN 50600 und der Due Diligence für Rechenzentren im Bestand. Schwerpunkt Ist die Entwicklung energieeffizienter Datacenter-Infrastrukturen zum nachhaltigen Betrieb bei niedrigen Total Costs of Ownership (TCO) unter Würdigung des politischen Anspruches an die Klimaneutralität von Rechenzentren bis 2027. Er ist zudem Lehrbeauftragter der RWTH Aachen und maßgeblich beteiligt an den Forschungsprojekten „Meru“ und „PeerDC“, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem Umweltbundesamt (UBA) und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Bereich Energie-Effizienz aufgesetzt worden sind. Dr. Thiel ist zudem akkreditierter Auditor für das Umweltzeichen „Blauer Engel“. Er kann auf mehr als 100 Fachvorträge und Veröffentlichungen verweisen. Zuvor war Dr. Dieter Thiel Mitgesellschafter bei Schmidt Reuter integrale Planung und später als Prokurist bei Deerns Deutschland tätig. Nach dem Aufbau und der Leitung der angewandten Forschung und Entwicklung in den Unternehmen übernahm er den Vertrieb im Bereich Köln. Ursprünglich hat er eine Ausbildung zum Maschinenbauingenieur gemacht, mit späterer Promotion an der Universität Duisburg-Essen zum Dr. Ing. und einer Weiterbildung zum Sachverständigen für Schall- und Wärmeschutz der IK Bau NRW und ist Energieberater der Dena.