01.10.2022 –, BASH
Sprache: Deutsch
Die Planwirtschaft hat in den letzten Jahren ein unerwartetes Revival gefeiert. Die These: Im Zeitalter von Big Data, künstlicher Intelligenz und neuen Kommunikationstechnologien sei der Markt eine veraltete Technologie der Vergangenheit. Angesichts des Scheiterns effizienter politischer und wirtschaftlicher Koordination in der Pandemie und der Klimakrise kommt diese Debatte gerade rechtzeitig.
In diesem Vortrag erkläre ich kritisch, was Planwirtschaft eigentlich bedeutet, wieso sie in den autoritären Realsozialismen gescheitert ist und wieso wir heute schon in einer kapitalistischen Mischung aus Markt und Planung leben. Die zentralen Fragen:
- Wie schaffen wir es, dass diese Planung demokratisch wird und nicht dem Profit als Selbstzweck zum Ziel hat, sondern soziale und ökologische Bedürfnisse.
- Wie schaffen wir demokratische Planungsprozesse, die sowohl das technische Wissen von Arbeiterinnen als auch die unterschiedlichen Interessen von u.a. Konsumentinnen, Bürger*innen, marginalisierte Gruppen berücksichtigen?
- Wie können wir demokratisch darüber entscheiden wieviel Lohnarbeit wir machen wollen, welche Sektoren schrumpfen oder wachsen sollen und welche Wirtschaft wir den nächsten Generationen überlassen wollen - anstatt solche zentralen Fragen den Kräften des Marktes zu überlassen?
Ich erkläre zunächst, welche Modelle demokratischer Planwirtschaft aktuell existieren, was wir aus ihnen lernen können und wieso digitale Technologien neue Möglichkeiten bieten, eine Wirtschaft partizipativ, demokratisch und nachhaltig zu planen.
Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum und befasse mich in meiner Postdoc Forschung mit demokratischer Planung im Zeitalter der Digitalisierung.